J.S. Bach Concerto No. 7 in G Minor

Marialy Pacheco gewann 2012 als erste Frau den Solo-Klavierwettbewerb des Montreux Jazz Festivals, ist offizieller Bösendorfer Artist und ist heute in Jazz-Clubs, wie auch bei internationalen Festivals und Konzerthäusern zu Gast, u.a. auch mit Künstlern wie Max Mutzke oder Thomas Quasthoff, und verknüpft hier gekonnt afro-kubanische Rhythmen mit teils furiosen, teils beschaulichen Jazz-Improvisationen. Ihre Wurzeln indes liegen in der Klassik – und nicht zuletzt deshalb vermag die Tasten-Zauberin denn auch immer wieder in lyrische Gefilde zurückzufinden, in denen die Poesie heimischer karibischer Balladen mit dem Impressionismus eines Debussy verschmilzt. Ihre klassische Klavierausbildung in Havanna hat nun einmal nicht nur ihr Ohr, sondern auch den Anschlag für die feinen Zwischentöne geschult und ermöglicht ihr eine für Jazzpianisten eher seltene Ausdrucksdifferenzierung. Ihre Phrasierungskunst ist einfach fantastisch, ihr Spiel unglaublich schnell und doch immer sauber“, stellt Dirigent Gordon Hamilton fest, unter dessen Leitung Pacheco nun gemeinsam mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn Bachs G-Moll-Konzert aufgenommen hat. „Faszinierend, wie klar bei Marialy eine jede einzelne Stimme zu hören ist und wie sie zugleich den richtigen Anschlag findet, damit eben nicht alle Töne gleich klingen – sie besitzt eine packende Intensität für kleinste Verzögerungen im richtigen Moment.“ Oder um es in den Worten von Marialy selbst zu sagen: „Es sollte groovy sein, denn diese Musik hat ihren eigenen inneren Puls und Herzschlag.“ Und da sollten die Sechzehntel im ersten Satz eben nicht „wie Maschinengewehrfeuer“ (Hamilton) klingen, sondern brauchen eine gewisse swingende Leichtigkeit. Kubanisch eben… Ohne dass die Wahl-Dortmunderin dafür nun übertriebene Emotionen oder gar jazztypische Improvisationen in ihr Spiel eingebracht hätte. Viel zu groß ist dafür ihr Respekt vor und ihre Liebe zu Bach: „Diese Musik ist so perfekt, da braucht es keine Improvisationen.“ Stattdessen Authentizität und Feinfühligkeit, wenn die Hämmer auf die Saiten treffen. Und im Hinterkopf Tastengenius Glenn Gould, dessen Klarheit und Struktur im Spiel ihr stets Vorbild gewesen ist: „So wie er wollte auch ich spielen – Bach pur, allein die Töne und die sich daraus ergebende Musik.“ „Marialy hat nicht versucht, dem Werk ihren musikalischen Stempel aufzudrücken, sondern ist so nah wie möglich an Bachs Vorgaben geblieben“, zieht Hamilton ein Fazit dieses außergewöhnlichen Projekts. „Doch dank ihrer wunderbaren Phrasierungskunst sind hier auf einmal die tänzerischen Qualitäten von Bachs Musik so packend zu erleben wie selten zuvor in einer Aufnahme dieses Konzertes.“ Eine eigene Note kann eben auch aus großer Werktreue entstehen.